„Hessen konnte in seinen Gebäuden den Energieverbrauch deutlich senken. Die Anstrengungen aller Beschäftigten zahlen sich aus: für weniger Verbrauch, höhere Energiesicherheit und mehr Klimaschutz. Danke an alle, die die Heizung runterdrehen und noch mehr darauf achten, Licht und Geräte aus- und abzuschalten. Im Oktober haben wir dadurch und wegen der vergleichsweise warmen Witterung über 40 Prozent der Wärmeenergie und mehr als 10 Prozent Strom gegenüber dem Oktober 2021 gespart. Der Spareffekt ist deutlich spürbar. Diese Werte werden sich nicht über den ganzen Winter halten lassen. Sie werden wesentlich auch vom weiteren Witterungsverlauf bestimmt werden. Aber auch erste Daten aus dem November bestätigen, dass unsere Sparbemühungen wirken. Wir können mit nennenswerten Energieeinsparungen in der aktuellen Heizperiode rechnen“, sagte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg heute in Wiesbaden.
Boddenberg zog damit eine erste Zwischenbilanz des Energiesparpakets für die Landesverwaltung, das die Landesregierung im Sommer 2022 vorgestellt hatte. Das Land reagierte damit auf die Unsicherheiten und Preissteigerungen der Energieversorgung, die Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind. „Hessen strengt sich bereits seit Jahren erfolgreich an, den Energieverbrauch der Landesverwaltung zu reduzieren. Angesichts der angespannten Lage haben wir aber Maßnahmen zur weiteren Energieeinsparung für die aktuelle Heizperiode in der Landesverwaltung beschlossen. Mit dem Energiesparpaket möchten wir bis zu 15 Prozent Heizenergie und 5 Prozent Strom von Oktober bis April einsparen. Die ersten validen Zahlen zeigen: Wir sind auf einem guten Weg. Wir wollen und müssen als Land Vorbild sein und ein Zeichen setzen“, sagte der Finanzminister.
Regelmäßige Datenerfassung
Wichtiger Bestandteil des Energiesparpakets ist die regelmäßige Erfassung von Daten, um die Wirksamkeit zu überprüfen. Die Daten werden zentral beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) ausgewertet.
Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen, erläuterte: „Bei der Datenerfassung arbeiten unsere Kolleginnen und Kollegen eng mit den Nutzern der jeweiligen Gebäude zusammen. Mit einer speziellen Software erstellen wir monatliche Auswertungen. Die Gebäudenutzer erhalten eine anschauliche Grafik, welche die Entwicklung der Energieverbräuche in ihrer Dienststelle abbildet. Die Daten können zudem mit den Verbrauchswerten aus dem Vorjahr verglichen werden.“
Bislang konnten Daten aus dem Oktober für rund 250 Liegenschaften ausgewertet werden. Für den November und auch für den Dezember liegen die Abrechnungen der Energieversorger noch nicht oder noch nicht vollständig vor. Daten für diese Monate werden voraussichtlich im Februar 2023 ausgewertet werden können.
Die Liegenschaften der hessischen Landesverwaltung – etwa Finanzämter, Polizeistationen und Hochschulen – nutzen im Jahr genauso viel Wärme wie rund 30.000 Einfamilienhäuser. Zwar wird mit rund 45 Prozent ein großer Teil der Landesverwaltung mit umweltfreundlicher Fernwärme geheizt, 50 Prozent des Wärmeverbrauchs werden aber über Gas gedeckt.
Katalog aus kurz- und mittelfristigen Maßnahmen
Das Energiesparpaket mündete in einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung in den Liegenschaften der Landesverwaltung und umfasst kurz- und mittelfristige Maßnahmen.
Kurzfristige Maßnahmen wie eine geringere Raumtemperatur im Winter oder Händewaschen mit kaltem Wasser helfen schnell und wirken auch in das private Umfeld hinein – für noch mehr Energiesparen. Konkret bedeutet das:
- Die Absenkung der Lufttemperaturen z.B. bei Büroarbeitsplätzen auf maximal 19 Grad zu Nutzungszeiten wird den größten Einspareffekt erzielen. Außerdem sind Energiesparmaßnahmen in Gebäuden geplant z.B. durch das Einschränken der Beheizung von Gemeinschaftsflächen, Justieren von Heizungen (Nacht- und Wochenendabsenkung), die Reduzierung der Warmwassernutzung, das Überprüfen von Lüftungs- und Klimaanlagen und die Reduktion des Stromverbrauchs, zum Beispiel durch Ausschalten der Außenbeleuchtung von Denkmälern. Auch die Optimierung des eigenen Verhaltens (Stand-by-Geräte ausschalten) und kürzere Betriebszeiten von Gebäuden lassen sich schnell umsetzen.
- Verteilung von über 25.000 Energiesparthermometern an die Beschäftigten der Landesverwaltung
- In WC-Vorräumen wird das Warmwasser zum Händewaschen abgestellt.
- Start der Energiesparkampagne „Gib mir fünf“ zur Unterstützung des energiesparenden Verhaltens
- Online-Schulungsmodule zum energiesparenden Verhalten
- Erfahrungsaustausch zum Energiesparen innerhalb der Landesverwaltung im Dezember und Januar mit rund 150 Dienststellen
Für mittelfristige Maßnahmen wie neue Heizungssysteme, Fensteraustausch und energiesparende Dämmung bedarf es mehr Planungszeit. Konkret bedeutet das:
- Energie wird eingespart zum Beispiel durch den Austausch und die Modernisierung von Heizungsanlagen, hydraulischer Abgleich von Heizungen, die Regelung von Lüftungs- und Klimaanlagen und der Stromverbrauch wird innerhalb der Liegenschaften durch die Nachrüstung von Bewegungsmeldern oder stromsparender LED-Beleuchtungsanlagen reduziert.
Hintergrund
Das Energiesparpaket ergänzt die schon erfolgreich laufenden Energiesparprogramme des Landes. So hat sich die Landesregierung 2008 im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen mit der CO2-neutralen Landesverwaltung verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten und kontinuierlich mehr CO2 einzusparen. Bezogen auf die Startbilanz 2008, die der TÜV seither jährlich prüft, wurden 2020 die Emissionen der Landesverwaltung bereits um gut 300.000 Tonnen CO2 reduziert – das sind fast 65 Prozent.
Den nachhaltigen Umgang mit dem Gebäudebestand zählt die Landesregierung zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Deshalb wurde im Rahmen der CO2-neutralen Landesverwaltung mit dem CO2-Minderungs- und Energieeffizienzprogramm (COME) schon 2012 ein eigenständiges Bauprogramm für die energetische Sanierung von Landesliegenschaften aufgelegt. Für 160 Millionen Euro wurden dadurch bereits rund 100 Gebäude energetisch saniert. Für mehr als 200 Millionen Euro werden in einem zweiten Programm in den kommenden Jahren Gebäude der Hochschulen energetisch modernisiert (COME-Hochschulen). Programme zur Förderung der Solarenergie (COME-Solar) mit einem Volumen von 26 Millionen Euro sowie zum Aufbau der Elektroinfrastruktur (COME-Mobilität) für 18,5 Millionen Euro ergänzen den ganzheitlichen Ansatz.