Nach rund vierjähriger Bauzeit ist der Forschungsneubau für das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK) an der Philipps-Universität Marburg fertiggestellt und wurde eingeweiht. Das DDK ist eines der weltweit größten Bildarchive zur europäischen Kunst und Architektur. Mit seinem Bestand von rund 2,6 Millionen Foto-Aufnahmen aus der Frühzeit der Fotografie um 1870 bis heute ist das Archiv eine zentrale Einrichtung zur Erforschung der visuellen Dimension des kulturellen Erbes. Es gehört zu den international größten und einflussreichsten Zentren der kunsthistorischen Dokumentation und Wissensforschung und ist mit seiner Fokussierung auf die Fotografie in analoger und digitaler Form einzigartig in Deutschland.
Zur Einweihung in Marburg gratuliert der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels: „Wir leben heute in einer Zeit, in der das Teilen von Fotos oder Videos dank modernster Technik innerhalb von Sekunden erfolgt und sich als selbstverständlich in unserem Alltag etabliert hat. Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK) ist deshalb ein ganz besonderer Ort. Eine Forschungseinrichtung, an der unser nationales und internationales Bildgedächtnisses mit der Überlieferung kultur- und kunsthistorischer Dokumentarfotografien nicht nur für andere Institutionen, sondern auch für kommende Generationen dauerhaft gesichert und erhalten wird.“
In den Neubau haben der Bund und das Land Hessen jeweils knapp 10 Millionen Euro investiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 25 Millionen Euro. Die Bedeutung dieser Investition in die Zukunft der Wissenschaft bringt Hessens Finanzstaatssekretär Uwe Becker auf den Punkt: „Nur wer die Vergangenheit kennt, wird auch die Zukunft verstehen können: Die Bedeutung von Kunst und Kultur für das Selbstverständnis und die Entwicklung moderner Gesellschaften ist immens, die Gefahr des unwiederbringlichen Verlusts von Kulturgütern leider gegenwärtig erlebbar. Genau deshalb ist jeder Euro für das DDK eine sinnvolle Investition in unsere Zukunft. Die Landesregierung investiert mit dem Hochschulbauinvestitionsprogramm HEUREKA 2008 bis 2031 rund 830 Millionen Euro an der Philipps-Universität Marburg, zusammen mit anderen Programmen sogar nahezu eine Milliarde Euro. Geld aus diesem Budget hat zusammen mit der Bundesförderung und Eigenmitteln der Universität diesen Neubau als gelungenen Schlussstein des Ausbaus des Campus Firmanei ermöglicht.“
Die Entscheidung für den Neubau fiel 2015. Damals sprach sich der Wissenschaftsrat für die finanzielle Förderung der Institution durch einen Forschungsbau aus, der heute mit seiner Lage am Rande des Alten Botanischen Gartens, zwischen Universitätsbibliothek, Hörsaalgebäude und historischer Oberstadt den Schlussstein in der Entwicklung des Campus Firmanei der Philipps-Universität Marburg bildet. „Der Forschungsbau ist eine große Auszeichnung und ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für die exzellenten Leistungen, die das DDK als Forschungs- und Serviceeinrichtung für die internationale Wissenschaft erbringt“, betont Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss und ergänzt: „Gleichzeitig steht der Forschungsbau als weiteres Symbol für die herausragende Forschungsdatenkompetenz der Universität Marburg nicht nur, aber auch im Bereich der Digital Humanities.“
Bislang waren die am DDK beteiligten Arbeitsgruppen auf mehrere Standorte über die Stadt verteilt. Nun stehen ihnen auf vier Etagen rund 2.500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung, allein 821 Quadratmeter sind für Archive vorgesehen. Neben Büros, Seminar- und Arbeitsräumen finden auch ein Tagungsbereich mit Veranstaltungssaal, eine Foto- und Restaurierungswerkstatt sowie ein klimatisiertes Archiv Platz. Mit der „Dr. Rolf H. Krauss-Forschungsbibliothek“ wird zudem eine einzigartige Büchersammlung zur Geschichte und Theorie der Fotografie im Forschungsbau ihre Aufstellung finden.
DDK-Direktor Professor Dr. Hubert Locher schwärmt von den Möglichkeiten, die der Neubau bietet: „Mit dem Neubau erhält unsere als Bildarchiv weltweit bekannte Institution der Philipps-Universität eine passgenaue Infrastruktur für unsere speziellen Forschungsbedürfnisse.“ Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Wissenschaftler*innen sind prägend für das DDK. Die Sammlung ist nicht nur Fachleuten vorbehalten: Die vom DDK betriebene digitale Bilddatenbank „Bildindex der Kunst und Architektur“ – konzipiert für Forschung und Lehre – steht darüber hinaus allen Interessierten offen. Rund drei Millionen Fotografien von 1,8 Millionen Kunst- und Bauwerken sind im Internet frei recherchierbar.
Der Forschungsbau bildet ein Ensemble mit einem bereits im Vorjahr eröffneten Seminargebäude. Für den Entwurf zeichnet das Berliner Büro Dichter Architekturgesellschaft verantwortlich. Die Bauausführung lag in den Händen des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH). Dessen Direktor Thomas Platte erläutert: „Um die kostbaren Archivalien künftig angemessen lagern zu können, entspricht der Neubau genau den speziellen klimatischen Vorgaben. Die technische Umsetzung war sehr anspruchsvoll, gerade mit Blick auf die Lüftungs- und Kühlaggregate sowie die Gebäudeautomation. Die Inbetriebnahme hat gezeigt, dass die Aggregate mit der Gebäudeautomation optimal abgestimmt sind. Einen zusätzlichen Sicherheitspuffer bietet die Baukonstruktion: Dank ihr bleiben die Klimawerte in den Archivräumen auch dann stabil, wenn die Aggregate kurzzeitig ausfallen sollten.“
Auf einen Blick: Forschungsbau DDK in Zahlen
- Bauzeit: 2019-2024
- Baukosten: 24,7 Millionen Euro
- Gerätekosten 1 Million Euro
- Archivbestand Fotos: 2,6 Millionen
- Fläche: 2.500 Quadratmeter auf 4 Etagen