Sechzehn in den Himmel ragende Eichenstämme gegenüber dem Hauptgebäude gehören fest zum Erscheinungsbild der Keltenwelt am Glauberg – eigentlich. Wegen Witterungsschäden mussten die hölzernen Erinnerungsstücke nämlich vor einigen Jahren entfernt werden. Nun investiert das Land Hessen rund 80.000 Euro, damit die Stämme erneuert und wieder an ihrem Platz am Grabhügel aufgestellt werden können. Zuständig für die Umsetzung der Baumaßnahme ist der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen.
Der historische Hintergrund ist spannend: Bei der Ausgrabung des keltischen, rund 2400 Jahre alten Grabhügels am Fuße des Glaubergs war die Grabungsmannschaft 1994 nicht nur auf das Prunkgrab des „Keltenfürsten vom Glauberg“ gestoßen, sondern auch auf Spuren von 16 Holzpfosten. Ihre Funktion beschäftigt immer noch die Wissenschaft. Als der große Grabhügel in den 1990er-Jahren rekonstruiert wurde, wurden auch die 16 massiven Pfosten aus Eiche neu aufgestellt.
Baumstämme prägen rund 15 Jahre das Außengelände der Keltenwelt
Stefan Diehl, Leiter der LBIH-Niederlassung Mitte, erklärt zum derzeitigen Bauprojekt: „Die Baumstämme hatten rund 15 Jahre lang das Außengelände der Keltenwelt geprägt. Sie waren zwischenzeitlich allerdings teilweise morsch geworden und hatten ihre Standfestigkeit eingebüßt. Zukünftig sorgen deshalb stabile Betonfundamente mit Stahlhülsen dafür, dass die sechs bis acht Meter hohen Pfosten fest und sicher stehen. Besonders erfreulich ist, dass ein Teil der alten, zuvor montierten Eichenstämme aufgearbeitet und bei der Neuinstallation wiederverwendet werden kann.“
Dr. Axel Posluschny, Forschungsleiter der Keltenwelt am Glauberg, gibt Einblicke in die archäologische Bedeutung der Pfosten: „Seit ihrer Entdeckung während der Ausgrabungen am großen Glauberger Prunkgrabhügel im Jahr 1994 hatten die Spuren von insgesamt 16 Holzpfosten für Rätselraten unter den Archäologinnen und Archäologen gesorgt. Bei der Ausgrabung war auch ein doppeltes Grabensystem zutage gefördert worden: die sogenannte Prozessionsstraße. Sie verläuft vom Grabhügel aus über 340 Meter nach Südosten und mündet in eine monumentale Graben- und Wallanlage um den ganzen Glauberg. Die Prozessionsstraße wird mit astronomischen Himmelsbeobachtungen und einem möglichen Kalenderbauwerk in Verbindung gebracht. Man ging bei einer ersten Deutung davon aus, dass die Holzpfosten dazugehörten. Aber nicht ganz klar ist, ob die Pfosten gleichzeitig errichtet wurden. Detailfragen dazu sind unter anderem Gegenstand einer derzeit laufenden Doktorarbeit an der Universität Bamberg. In jedem Fall freuen wir uns sehr, dass die Pfosten nun an ihren gewohnten Platz zurückkehren!“