Die Arbeiten zur Umweltsanierung beginnen in diesem Monat. Zuständig ist der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH). Die denkmalpflegerische Betreuung liegt bei Hessen Kassel Heritage.
Zitate Leonhard Lemke, Leiter der LBIH-Niederlassung Nord in Kassel:
„Die Teiche der Karlsaue, die über die Neue Mühle und den offenen Giesegraben in der Giesenallee mit frischem Wasser aus der Fulda versorgt werden, verschlammen zusehends. Das ist kein ungewöhnlicher Prozess. Der Schlamm verändert jedoch zunehmend das ökologische Gleichgewicht der Teiche.Um dem entgegenzuwirken, erfolgt nun eine umfangreiche Teichentschlammung.“
„Das Projekt startet im November 2025 mit einer ersten Phase und beginnt im Bassin Siebenbergen. Vor Beginn der Entschlammung wird das betroffene Bassin umfassend abgefischt, um Fische und Teichmuscheln zu schützen. In enger Zusammenarbeit mit Biologen, einem Fischereiwirtschaftsmeister und dem Kurhessischen Anglerverein, der die Parkgewässer gepachtet hat, werden die Teiche dazu nacheinander abgelassen. Muscheln werden sorgfältig eingesammelt und umgesiedelt, während die Fische gemäß geltendem Fischereirecht aus dem Gewässer gefangen und in der Fulda wieder ausgesiedelt werden. Die Abfischung startet voraussichtlich am 20. Oktober.“
Zitat Siegfried Hoß, Leitung Gärten und Gartendenkmalpflege, Hessen Kassel Heritage:
„Die Sanierung stellt einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung der einzigartigen Teichlandschaft in Kassel dar und sichert den Erhalt des Staatsparks als Erholungs- und Naturraum für kommende Generationen.“
Fragen und Antworten:
Was ist das Besondere an dem Verfahren?
Das Verfahren ist eine Kombination aus Absaugen des Schlamms mit einem Amphibienfahrzeug und direkter Entwässerung des Schlamms, ohne Absetzbecken oder Entwässerungsschläuche. Es wurde in Kassel erstmals gemeinsam von LBIH und Hessen Kassel Heritage im Park Wilhelmsthal als Modellversuch umsetzt. Dabei wurden die an das Verfahren gestellten Erwartungen erfüllt. Es hat sowohl wirtschaftlich als auch denkmalpflegerisch entscheidende Vorteile gegenüber früheren Verfahren. Sowohl das aufwendige Herrichten von Baustelleneinrichtungsflächen, als auch das spätere Aufnehmen des getrockneten Schlammes mit Baggern und Lastwagen entfallen. Der pumpfähige Schlamm kann mit Schläuchen auch über größere Strecken an den passenden Ort für die Entwässerungsanlage transportiert werden. Es ergeben sich für die Parkbesucherinnen und -besucher nur geringe Beeinträchtigungen und das Verfahren lädt zu spannenden Beobachtungen ein.
Wie wird der Schlamm abgesaugt?
Mithilfe eines speziellen Amphibienfahrzeugs wird der Schlamm schonend abgesaugt. Er wird anschließend zu einer mobilen Schlammentwässerungsanlage am Auedamm gepumpt. Dort wird der Schlamm mittels Walzen entwässert und in ein stichfestes Erdreich verwandelt, das direkt weiterverwertet beziehungsweise entsorgt werden kann. Gerechnet wird mit einer Schlammmenge von rund 5.000 Tonnen. Das vom Schlamm getrennte Wasser kann im Anschluss wieder in den Teich eingeleitet werden.
Wie geht es weiter?
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten im Bassin Siebenbergen sollen nach und nach alle weiteren Teiche in der Karlsaue mit dem gleichen Verfahren entschlammt werden. Ziel ist es, das Ökosystem der Parkgewässer langfristig zu sanieren und die Lebensqualität und den Denkmalwert der Karlsaue nachhaltig zu erhalten.